Stray Dogs Bosnien e. V.

Tipps zur Eingewöhnung

Die erste Nacht im neuen Zuhause

Das ist zunächst einmal wahnsinnig aufregend. Nicht nur für dich, sondern vor allem für den Hund! Denn während du dich bewusst dazu entschieden hast, ein neues Familienmitglied in dein Leben zu lassen, weiß der Hund erst mal überhaupt nicht, wie ihm geschieht. Stelle ihm sofort Wasser und etwas Futter zur Verfügung – Der Hund hat eine lange Reise hinter sich! – und erwarte sonst überhaupt nichts. Gib ihm alle Zeit und Ruhe der Welt, um anzukommen. Dich und sein neues Zuhause zu entdecken und kennenzulernen reicht für den Anfang vollkommen aus!

Tschüss, Erwartungshaltung!

Schraube deine Erwartungen an dich und den Hund am besten gleich auf ein Minimum herunter: Genieße stattdessen die Eingewöhnungszeit, lerne dein neues Familienmitglied kennen und führe es behutsam in deinen Alltag ein. Mach dir bewusst, dass der Hund soeben sein „Zuhause“ verloren hat. Denn das war das Tierheim Neverland bisher für ihn. Dort kannte er alles, hatte Freunde und seinen gewohnten Schlafplatz. In Deutschland ist alles neu: Unbekannte Gerüche, Geräusche, Umgebung und Familienmitglieder – das alles ist sehr viel auf einmal! Noch weiß der Hund nicht, dass für ihn der schönste Teil seines Lebens beginnt. Gib ihm also bitte die Chance, von selbst auf dich zuzukommen und bedränge ihn nicht! Achte zudem bitte darauf, dass immer alle Türen fest verschlossen sind und du nicht aus lauter Gewohnheit einfach die Eingangstür öffnest, wenn der Hund gerade ungesichert umherläuft. Es wäre möglich, dass er zu Beginn Angst hat und die Chance zur Flucht ergreift!

Die ersten gemeinsamen Gassigänge

Sei in den ersten Wochen besonders behutsam und vorsichtig. Gehe vor allem in den ersten Tagen ruhig nur kurze Strecken. Bleibe oft stehen und beobachte gemeinsam mit deinem Hund die Umgebung. So kann er sich langsam an sein neues Zuhause gewöhnen – das ist anstrengend genug. Lasse ihn ausgiebig schnüffeln, wenn er das Bedürfnis dazu hat. Dadurch lernt er nicht nur sein Umfeld kennen, sondern schnüffeln beruhigt auch! Biete ihm Schutz, wenn er diesen braucht. Beruhige ihn mit sanften Worten, sollte er vor etwas Angst haben oder unsicher sein. Nutze zudem in den ersten Monaten ausschließlich das Sicherheitsgeschirr! Sichere den Hund in den ersten Tagen zusätzlich unbedingt doppelt an Halsband und Leine. Auch in den umzäunten Garten sollte der Hund vorerst nicht ungesichert gehen: Es kann vorkommen, dass er anschließend nicht mehr von allein ins (für ihn unbekannte) Haus zurückgehen möchte. Ohne Leine und Geschirr bedeutet das für dich und den Hund nur unnötig Stress!

Sicherheitsgeschirr

Das Sicherheitsgeschirr ist ein Muss für alle neu in die Familie gekommenen Hunde. Es entspricht von der Ausführung her dem Führgeschirr, hat aber einen zusätzlichen Taillengurt, der das Herauswinden des Hundes nahezu unmöglich macht. Das Besondere an der Form des Sicherheitsgeschirrs ist, dass bei Zug die komplette Last auf der Brust verteilt wird und der Druck sich so optimal verteilen kann. Durch jeweils zwei Schließen an beiden Bauchgurten lässt sich das Geschirr anziehen, ohne dass der Hund hineinsteigen muss. Unsere Hunde werden immer und ausschließlich mit einem solch ausbruchsicheren Geschirr, auch Panikgeschirr genannt, übergeben. Bitte beachte, dass die Ausbruchsicherheit nur gegeben ist, wenn der Taillengurt keinesfalls nach vorn über den Brustbogen rutschen kann. Erst dadurch ist es anatomisch nahezu unmöglich, dass sich der Hund aus dem Geschirr befreit. Der Taillengurt sollte im Bereich der letzten Rippen liegen.

Warum ist die Sicherung der Hunde so wichtig?

Das Leben in Deutschland ist lauter, schneller und viel gefährlicher. Weil die Hunde das nicht kennen, erschrecken sie leicht und versuchen zu flüchten. Die meisten Halsbänder und Geschirre werden sie im Ernstfall nicht davon abhalten! Das kann in Bruchteilen von Sekunden passieren. So schnell kann man meist im Schreckmoment gar nicht reagieren. Und dann geht es los: Der Hund rennt davon, die Panik in der eigenen Stimme lockt ihn oft nicht zurück. Im Gegenteil. Mit Glück wird der Hund unversehrt gefunden, wie oft aber werden vermisste Hunde verletzt, tot oder gar nie gefunden. Das möchte wohl keiner erleben! Deshalb unsere dringende Bitte: Nutze unbedingt das mitgegebene Sicherheitsgeschirr und sichere den Hund in der Eingewöhnungszeit unbedingt doppelt – am Halsband UND am Geschirr.

Die Sicherheitsmaßnahmen keinesfalls zu früh einstellen

Lasse dich nicht täuschen, wenn du bereits nach kurzer Zeit das Gefühl hast, dass der Hund sich eingelebt und an dich gewöhnt hat: Einige Hunde fühlen sich zwar schnell wohl, doch noch gibt es viel zu entdecken! Selbst eine Kleinigkeit, mit der du überhaupt nicht rechnest, kann den Hund urplötzlich erschrecken und er ist auf und davon! Auch wenn der Hund dich bereits mag, ist es UNMÖGLICH, dass er sich innerhalb weniger Tage fest an dich gebunden hat. Bitte gib dir und dem Hund ausreichend Zeit, bevor du zu einem anderen Geschirr wechselst. Das sollte in der Regel mehrere Wochen bis Monate betragen! Es schadet dem Hund nicht, das Sicherheitsgeschirr zu tragen, selbst wenn er es ein Leben lang tragen würde. Was ihm schadet, ist die Unachtsamkeit und Nachlässigkeit der Menschen. Bitte sei verantwortungsbewusst und tue ihm das nicht an.

Wie übe ich mit dem Hund die Stubenreinheit?

Unsere Hunde kommen in aller Regel aus Außen- und Zwingerhaltung und sind deshalb natürlich nicht stubenrein, wenn sie in ihrem neuen Zuhause ankommen. Die meisten von ihnen lernen das aber sehr schnell. Vor allem dann, wenn du in der Anfangszeit besonders aufmerksam bist und möglichst häufig mit dem Hund rausgehst. Die meisten Hunde werden unruhig, wenn sie mal müssen, fangen an umherzulaufen und am Boden zu schnuppern. Bringe ihn dann sofort nach draußen, am besten an eine reizarme Pipistelle, und lobe ihn jedes Mal ganz doll, wenn er sein Geschäft draußen verrichtet. Schimpfe ihn keinesfalls aus, wenn doch mal ein Malheur in die Wohnung geht! Der Hund weiß nicht, dass er etwas falschgemacht hat und wird es auch nicht verstehen, schlimmstenfalls Angst bekommen. Wische den Unfall kommentarlos weg und nimm dir vor, beim nächsten Mal aufmerksamer zu sein. Es funktioniert im Prinzip wie in der Welpenerziehung: Nach dem Essen, Schlafen und Spielen sollte ein kleiner Boxenstopp vor der Tür eingelegt werden. Zu Beginn wirst du also deutlich häufiger vor die Tür gehen, als es später der Fall sein wird. Doch wenn du das konsequent so durchziehst, hast du ziemlich bald schon einen stubenreinen Hund!

Wie funktioniert das mit der Leinenführigkeit?

Viele bosnische Hunde verlassen ihr Grundstück selten oder nie oder haben auf der Straße gelebt, bevor sie zu uns kamen. Somit haben die meisten noch nie in ihrem Leben eine Leine gesehen, geschweige denn wurden sie daran spazieren geführt. Du solltest dich daher darauf einstellen, dass es in diesem Bereich noch einiges zu tun gibt. Gerade in der Anfangszeit wird es dem Hund jedoch besonders schwerfallen, sich auch noch auf so etwas wie „Leinenführigkeit“ konzentrieren zu müssen, wenn doch alles noch so schrecklich aufregend und neu ist! Überstürze also nichts, überfordere den Hund nicht – denn so wird er nichts lernen und du bist nur frustriert. Warte ab, bis der Hund sich etwas eingelebt hat. Nutze anfangs ruhige, reizarme Umgebungen, die der Hund bereits gut kennt, zum Training. Trainiere immer nur sehr kurze Einheiten, denn das Laufen an kurzer lockerer Leine erfordert viel Konzentration und Impulskontrolle!

Kleine Erkundungstour zum Tierarzt

In den ersten Tagen hat der Hund bereits genug zu verarbeiten, aber sobald er etwas angekommen ist, kannst du ruhig den ersten Tierarzttermin ausmachen –  auch wenn der Hund gar nicht krank ist. So lernt er in Ruhe Tierarzt und Praxis kennen, ohne dass es gleich unangenehm wird. Eine kurze Routineuntersuchung (Augen, Ohren, Zähne) sowie eine Kontrolle des Impfausweises geben dir zudem die Sicherheit, dass alles in Ordnung ist.
Zusätzlich kannst du dich nebenher schon mal über Medical Training informieren. Damit kannst du dem Hund beinahe spielerisch beibringen, wie er auch in doofen Tierarztsituationen gelassen bleiben kann. Außerdem macht das Training Spaß und stärkt die Bindung!

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